Wir Naturschützerinnen und Naturschützer kannten Michael Blaschke zunächst vor allem durch seine Naturfilme, die er mit seinem Partner Ulrich Haufe drehte und die beim WDR als Serie „OWL Natur“ gezeigt wurden. Dafür haben beide 1995 den Umweltpreis der Stadt Bielefeld erhalten. Für weitere Arbeiten überreichte man ihnen 1996 sogar den „Internationalen Naturfilmpreis Naturale“.
Den vielleicht wirksamsten Film drehte er 1994 über den unschätzbaren Wert der Johannisbachaue und ihre Bedrohung durch einen Freizeitsee. Mit seinem Interviewpartner, dem damaligen Umweltdezernenten Martin Enderle gelang es so, Politik, Verwaltung und Bürgerschaft zum Nachdenken zu bewegen. Der so genannte Untersee wurde nie gebaut. Michael Blaschkes Film war möglicherweise so etwas wie ein Stolperstein.
Im Jahr 2000 übernahm Michael Blaschke Verantwortung beim Umweltverband pro grün e.V., wo er bis zu seinem Tod die Geschicke als Vorstand zusammen mit Tilman Rhode-Jüchtern leitete.
Sein Engagement, seine Ideen und Initiativen dort waren mitreißend und bewundernswert:
• Er entwickelte Formate, um vor wichtigen Kommunalwahlen die Bewerberinnen und Bewerber um politische Ämter zu fordern und ihre Positionen zu erkennen. In besonderer Erinnerung bleibt dabei eine Diskussionsveranstaltung in der Scheune des Hofes Dingerdissen, die er leitete.
• Ihm ging es um den Flächenschutz. Und so kämpfte pro grün mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort um den Erhalt des großen Landschaftsraums Mittleres Dornberg, wo im Rathaus zu jener Zeit an einen neuen Stadtteil auf der grünen Wiese gedacht wurde.
• Er richtete ein digitales Leerstands- und Baulückenkataster ein, wo Bürgerinnen und Bürger Meldungen aus dem Stadtgebiet oder aus ihrer Nachbarschaft eintragen konnten.
• Er blieb über all die Jahre ein Streiter für einen Nationalpark in der Senne und machte auch uns Bielefelderinnen und Bielefeldern klar, dass dieses Projekt Strahlkraft bis in unsere Stadt haben könnte.
Und er hatte im Verein noch eine Menge vor: Ihm ging es darum, die Polarisierung zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Bielefeld abzubauen. Er wollte mit kulturellen Highlights in der Johannisbachaue für deren Unterschutzstellung eintreten. Und er wollte pro grün zukunftsfähig machen, jüngere Menschen einbinden, die mehr in Projekten denken und weniger in Vereinsstrukturen.
Natürlich ist auch der ehrenamtliche Naturschutz, ohne Mandat, politisch. Kritik und Ideen geraten zuweilen in strittiges Fahrwasser. Umso wichtiger ist es, hier Ruhe und Freundlichkeit zu wahren. Hier war uns Michael Blaschke ein vorbildlicher Partner und Friedensstifter. Wir nehmen dies als sein Vermächtnis an.
Michael Blaschke hinterlässt im Bielefelder Naturschutz eine enorme Lücke, von der wir heute noch nicht wissen, wie sie geschlossen werden kann. Dass alles versucht werden muss, um sie zu schließen, das sind wir ihm schuldig.